Zwei Drittel des weltweiten Kakaos stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste. Doch Klimawandel, Landflucht und steigende Preise bedrohen die Zukunft des Kakaoanbaus. Ein Besuch vor Ort hilft, gute Lösungen zu entdecken.

10 Uhr morgens, 30 Grad im Schatten. Der süßliche Geruch von fermentierten Kakaobohnen liegt über der Kooperative. Ein Ruck am langen Holzstiehl, und schon landet meine erste Kakaofrucht auf dem Boden. Kakao vom Baum zu holen ist einfach. Aber wie einfach ist es, vom Kakao gut zu leben?

Mit einer Kollegin bin ich zu Besuch in Ghana und der Elfenbeinküste; hier kommen zwei Drittel des Kakaos weltweit her. Und hier arbeitet Fairtrade durch Projekte daran, dass Kakaobäuer:Innen und ihre Familien ein existenzsicherndes Einkommen erreichen.

In den Projekten spielt Diversifizierung eine wichtige Rolle. So kann auch in der Nebensaison ein regelmäßiges Einkommen geben. Das bedeutet aber nicht nur andere landwirtschaftliche Produkte anzubauen. Diversifizierung kann auch bedeuten: Herstellung von Seife oder Schneckenzucht als alternative Einnahmequelle.

Es wird heißer in der Region, und ausfallende Regenzeiten bedrohen die Existenz der Farmen. „Living Income“ heißt auch, dort Zugang Finanzen zu haben, wo Bankkredite unerreichbar sind. In sogenannten „Village Savings and Loan Associations“ organisiert sich die Landbevölkerung selbst in Spargruppen, und vergibt einander Kredite. Durch diesen Zugang zu finanziellen Mitteln verbessert sich die Situation der Familien, FarmerInnen nutzen Kredite um ihre Farmen resilienter zu gestalten, Schulgelder zu zahlen, oder die Gesundheit ihrer Familie zu verbessern. Alphabetisierungskurse, VSLAs und Diversifizierungskurse bieten insbesondere auch Frauen Lern- und Entwicklungsräume. Mit neu gewonnenen Wissen und Selbstvertrauen bestimmen sie in der Haushaltsplanung aktiv mit.

Vor Ort wird uns klar: Die Kooperativen sind in den Gemeinden nicht einfach nur Einkäufer von Kakao. Sie übernehmen Rollen, die eigentlich der Staat inne hat, und schaffen u.a. mit Fairtrade-Prämiengeldern Infrastruktur, wo keine ist – Schulen, Wasserbrunnen,  Krankenhäuser. In Kukuom in Ghana besuchen wir eine Geburtsstation. Die Frauen werden im Schnitt sechs Stunden nach der Entbindung entlassen – für eine gute Nachsorge gibt es weder Platz, noch Geld. Die lokale Kooperative baut jetzt einen neuen Geburtsflügel, mit 30 statt sechs Betten, Platz für Beratung, Ruhe und lebenswichtige Operationen.

Produzent:Innen finden klare Worte

Am letzten Tag unserer Reise Namen wir an einer Fairtrade Konferenz zu Living Income teil. Hier machen die Kooperativen klar: Damit es im Kakao weitergeht, muss die neue Generation eine Perspektive auf ein gutes Leben und angemessene Einkommen im Kakaoanbau haben. Sehen die jungen Bäuer:Innen keine rentable Zukunft im Kakaoanbau, steigt die Gefahr, dass die Jugend in die Städte zieht und das Land zum illegalen Goldabbau verkauft wird. Der Verkauf für illegales Mining verspricht schnelles Geld, und so verliert der Kakaoanbau weiter an Boden.

Für ein gutes Leben braucht es vor allem ein existenzsicherndes Einkommen, und damit angemessene Kakaopreise. Ohne diese Absicherung kann es keine Resilienz gegen Klimawandel und Landflucht im Kakao geben.