In Brasilien liefert eine Fairtrade-zertifizierte Kaffeekooperative kostenlosen sauberen Strom an alle Mitglieder, allesamt Kleinbäuerinnen und -bauern. Dahinter steckt ein Manager, der eigentlich eine ganz andere Mission hatte.

Er kam, um dem Unternehmen ein Ende zu setzen, in der Fachsprache heißt das: zu liquidieren. Alessandro Miranda lächelt, als er daran zurückdenkt. Wir sind in Nova Resende, eine bergige Region im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, und Alessandro ist hier Präsident der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Coopervitae, die er 2017 hätte eigentlich schließen müssen. Eigentlich.

„Die Situation damals war nicht gut“, erinnert er sich. Coopervitae zählte Hunderte von Mitgliedern, doch die wenigsten verkauften ihren Kaffee über die Kooperative. Auch der Fairtrade-Gedanke kam nicht so richtig voran. Doch die Kooperative zu schließen, die in den siebziger Jahren gegründet wurde, das wollte Alessandro am Ende doch nicht. Er sah das Potenzial – und startete neu durch. Mit 70 Kaffeebäuerinnen und -bauern, die voll hinter der Kooperative standen. Mehr als 500 Mitglieder wanderten ab oder wurden gekündigt.

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Lieber nachhaltig als zu schnell wachsen

Heute steht Coopervitae gut da. Die Zahl der Mitglieder ist wieder fast bei 200 angelangt, „doch wir haben keine Eile, zu wachsen“, sagt Alessandro. „Wir haben eine lange Warteliste, wollen aber lieber die richtigen Leute in der Gemeinschaft aufnehmen, die den Fairtrade-Gedanken voll mittragen.“

Fairtrade, das heißt für ihn vor allem: Stabile Mindestpreise, die eine langfristige Planung ermöglichen – Fairtrade hat sie zuletzt im August kräftig angehoben. Und die Fairtrade-Prämie, über die einige Aktivitäten finanziert werden – von Weiterbildungskursen über die Bio-Umstellung und Klimaanpassungsmaßnahmen bis hin zum wichtigsten Projekt der Kooperative: Zwei Solarparks, die allen Mitgliedern saubere und kostenlose Energie liefert.

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Saubere Energie für alle Mitglieder

Um zu den Solaranlagen zu gelangen muss man über eine staubige, kurvige Piste auf eine Anhöhe fahren. Dort stehen die Solarpanels aufgereiht und saugen gierig die brasilianische Sonne auf. Rund 25.000 Kilowatt werden in den zwei Solarparks jeden Monat generiert, das Projekt läuft über 25 Jahre. „Dabei werden so viele CO2-Emmissionen vermieden, als würden wir 23.000 Bäume pflanzen“, sagt Alessandro. Jeder Bauernhaushalt erhält eine Strommenge, die den Grundbedarf einer durchschnittlichen Kleinbauerfamilie deckt – das hat Coopervitae im Vorfeld genau ausgerechnet.

„Es gibt noch viel zu tun, die Klimakrise fordert und heraus“, sagt Alessandro. Er hat derweil seine Bestimmung gefunden: Den Menschen in der Region darin zu helfen, mit dem veränderten Klima zu arbeiten, ihre Erträge zu steigern und zu sichern – mit der Unterstützung von Fairtrade.

Text: Marcelo Crescenti, Fairtrade Deutschland
Bilder: Fairtrade / Santiago Engelhardt