BESUCH BEI SUMINTER INDIA ORGANICS

Am nächsten Tag fliegen wir nach Rajkot, in den Süden Gujarats. Dort treffen wir Ishwar von Suminter India Organics, der uns seine Produzenten in Chotila vorstellen möchte. Laut Ishwar arbeitet Suminter mit 1.500 Kleinbauern zusammen und produziert ausschließlich Bio-Baumwolle. Die Organisation ist seit 2008 Fairtrade zertifiziert und er möchte uns gerne zeigen, was sich seitdem getan hat. Ishwar erzählt uns, dass er 2006 das erste Mal von einem seiner ältesten Kleinbauern, Bhima Bhai, auf das Thema Fairtrade angesprochen worden war. Nach längerer Überlegung, stimmte Ishwar zu und begann mit dem fairen Handel. Ihm ist es sehr wichtig, dass die Bauern nachhaltig wirtschaften und sich selbst erhalten können.

Fairtrade funktioniert, da sich die Farmer von innen heraus selbst organisieren und entwickeln können. Sie erzählen anderen Farmern von den Vorteilen, die Fairtrade und „bio“ bieten. Es gibt viele Kleinbauern, die sich anschließen möchten, allerdings ist die Nachfrage für Fairtrade-Baumwolle noch zu gering, so dass es sich für sie nicht finanziell lohnt, in das Fairtrade-System einzusteigen.

DAS ERSTE PRÄMIENPROJEKT: EIN BRUNNEN

Ishwar hat ein ganzes Programm für uns vorbereitet. Zuerst zeigt er uns das kleine Dorf Dhola Pipalya, das aus wackeligen Steinhäusern besteht und in dessen Mitte sich ein Brunnen befindet. Dieser Brunnen war das erste Projekt in Dhola Pipalya, das von der Fairtrade Prämie finanziert wurde. Vorher mussten die Frauen des Dorfes sechs Kilometer weit laufen, um Wasser zum Trinken, zum Waschen und zur Bewässerung der Felder zu holen. Nun gibt es neben Trinkwasser ein direktes Bewässerungssystem für die angrenzenden Felder, das außerdem Zeit und Kraft spart.

Nachdem uns der Brunnen demonstriert wurde und man bei den 35 Grad Außentemperatur am liebsten direkt hineingesprungen wäre, gehen wir mit den Bauern ins Baumwollfeld. Sie tragen spezielle Kleidung bestehend aus Handschuhen, Mundschutz und Baumwollsäcken für die Ernte, die ihnen von Suminter bereitgestellt wurde. Wir dürfen eine Runde mitpflücken und das repetitive Herauszupfen der Baumwollbäuschchen hat fast etwas Meditatives.

 

Anschließend wird uns stolz demonstriert, wie auch hier die Pestizide und Düngemittel zusammen gemischt werden. Sogar die Zutaten wurden für uns auf Englisch übersetzt.

STIPENDIUM-PROGRAMM FÜR SCHÜLERINNEN

Bevor wir ins nächste Dorf weiterfahren, werden uns noch Heena und Solabeen vorgestellt. Schüchtern halten sie uns ein Zertifikat hin, auf dem das Fairtrade Logo abgebildet ist. Ishwar erklärt, dass die Mädchen des Dorfes durch die Fairtrade Prämie ein Stipendium erhalten, um ihre Schullaufbahn abzuschließen. Dadurch möchte die Gemeinde dagegen angehen, dass viele Mädchen noch im jungen Alter die Schule verlassen, um ihren Eltern Zuhause zu helfen oder früh anfangen zu arbeiten, um ihre Mitgift für die spätere Hochzeit zu finanzieren. Den Mädchen wird somit ein Schulabschluss und im besten Fall ein Uniabschluss ermöglicht. Heena und Solabeen sind beide 17 Jahre alt und gehen schon aufs College, Studienfach Hindi. Heena möchte gerne Lehrerin werden, Solabeen will in die Politik. Es ist schön zu sehen, dass sie Träume haben.

Nachdem wir noch ein weiteres Dorf besucht haben und den ältesten Bauern, Bhima Bhai, der auch der Vorsitzende des Premium Executive Body ist, kennenlernen, geht ein langer und sehr aufregender Tag mit vielen neuen Eindrücken zu Ende. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Station!