Eisen soll man schmieden, solange es heiß ist. Auch Blogbeiträge schreibt man am besten, solange die Erinnerung noch frisch ist. Und so entstehen diese Zeilen auf der Rückfahrt nach Köln — von Hamburg, wo am 20. und 22. November die Gemeinschaftskonferenz „Campus Innovation 2019“ und „U 15 Dialog zur Zukunft universitärer Lehre“ stattgefunden hat.

Der Titel „Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ klingt vielversprechend. Und tatsächlich: das Programm ist vielfältig, Zielgruppe vor allem Hochschulangehörige. Schnell fällt auf, dass der Begriff Nachhaltigkeit nicht immer im Sinne ökologischer und sozialer Verantwortung genutzt wird, sondern manchmal auch die Langfristigkeit eines Konzeptes/eines Systems beschreibt. Nachhaltiges Lernen kann somit bedeuten, dass Konferenzen oder Vorlesungen aufgezeichnet und „nachhaltig“ über Online-Plattformen verfügbar gemacht werden.

Studentische Netzwerke und die SDGs

Eva Kern und Leonie Schröpfer, Vertreterinnen des netzwerk n, stellen in einer Keynote zur Eröffnung Ziele und Arbeitsweise des studentischen Netzwerks vor und zeigen wie digitale Angebote die Steuerung von Gruppenprozessen erleichtern und ergänzen können. Professor Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, skizzierte eine – nicht ganz ernst gemeinte – Zukunft, in der 80 Prozent der Schulabgänger*innen ein Hochschulstudium beginnen, in Bayern der Abi-Notenschnitt bei 1,6 liegt und die Fernuni Hagen die meisten Menschen beschäftigt – überall sonst lehrt Künstliche Intelligenz. Thematisch geht es im ersten Block hauptsächlich um Herausforderungen der Digitalisierung für Hochschulen.
In der Session „Nachhaltigkeit in der Lehre“ stellen Professor*innen aus vier Hochschulen ihre Projekte zu Nachhaltigkeit vor: Professor Lael von der HAW Hamburg nimmt beispielsweise Bezug auf die SDGs (Sustainable Developement Goals) und Professorin Hensel-Börner präsentiert den Master-Studiengang „Digital Transformation & Sustainability“ an der Hamburg School of Business Administration, in dem Lerninhalte direkt mit den 17 Nachhaltigkeitszielen verknüpft werden.

Der Mensch zählt – und ist verantwortlich

Am Abend des ersten Konferenztages wird es philosophisch. Ehemaliger Kulturstaatsminister und heute Professor für Philosophie und politische Theorie an der LMU München, Julian Nida-Rümelin, stellt einen Zusammenhang her mit der humanistischen Grundannahme „der Mensch zählt“ und Nachhaltigkeit und Digitalisierung. „Wir sind verantwortlich“ gilt eben für beide Herausforderungen.
Die SDGs bleiben auch am zweiten Konferenztag präsent. Der für mich wichtigste Satz steht auf einer Folie der Präsentation von Professor Müller-Christ von der Universität Bremen: „BNE ist das Ziel, Digitalisierung das Mittel.“ Dieser Satz zeigt, warum die beiden Konferenzthemen nicht willkürlich gewählt sind, sondern sich durchaus sinnvoll zueinander verhalten. Digitalisierung ist wichtig, aber an sich momentan noch ziemlich un-nachhaltig. Nachhaltigkeit ist unumgänglich, erschöpft sich aber nicht damit, dass man Konferenzen aufzeichnet und ins Netz stellt. Hochschulen müssen sich ihren Betrieb und ihre Lehre anschauen sowie ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Und, sie werden sich in den kommenden Jahren verstärkt mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung beschäftigen müssen. Ich bin gespannt, welche Ideen daraus entstehen.

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