Soeben bin ich in San Ramón im Nordwesten Costa Ricas angekommen, einer Großstadt von 150.000 Einwohnern. Der Weg führte durch grüne Landschaften, vorbei an Ananas-Plantagen und zuletzt immer mehr Zuckerrohr. Genau das ist auch der Grund, warum ich hierher gekommen bin.

Um zwei Uhr nachmittags holt mich Jesús Maria Villabobas ab, der Geschäftsführer der Fairtrade-Kooperative COOPECANERA, der selbst auch Zuckerbauer ist. Auf dem Weg zur Kooperative erklärt er mir die Grundlagen der Kooperative. Sie besteht aus knapp 300 Kleinbauer-Familien, die im Umkreis von etwa 15 Kilometern um die Stadt Zuckerrohr und andere Pflanzen anbauen, manche haben außerdem auch Kühe. Die Kooperative wurde bereits im Jahre 1972 gegründet, mit dem Ziel, den Zucker der Bauern gemeinsam zu verarbeiten und zu vermarkten. Seit 1999 ist die Kooperative Fairtrade-zertifiziert und verkauft einen Teil der Produktion – etwa 40-50% – an den Fairen Handel. Der Rest wird an den einheimischen Markt verkauft.

Abbildung - Manuel Antonio Campas, er ist Zuckerbauer und Kooperativenmitglied und arbeitet an der Sammel- und Wiegestation.

Manuel Antonio Campas, er ist Zuckerbauer und Kooperativenmitglied und arbeitet an der Sammel- und Wiegestation.

Nach einem kurzen Besuch der Geschäftsraume geht es weiter, einige der Produzenten zu besuchen. Im Dörfchen La Paz (nicht mit dem in Bolivien zu verwechseln) besuchen wir zwei Arbeiter, die Zuckerrohr schneiden. Eine schweißtreibende Angelegenheit. Das Zuckerrohr muss mit einer Machete geschnitten, von Blättern befreit, gesammelt und auf einen Wagen gebracht werden, der dann mit einem Traktor zur Sammelstelle der Kooperative gefahren wird. Nach dem Wiegen geht es dann mit dem LKW zur weiteren Verarbeitung in eine Zuckerfabrik.

Insgesamt ist der Zuckeranbau ein anstrengendes Unterfangen, erklärt mir Jesús Maria Vargas, der Präsident der Kooperative. Er ist selbst Zuckerbauer in der Nähe von La Paz und einer der Gründungsväter der Kooperative und wurde aus der Mitte der Kleinbauern als Präsident gewählt. Viele der Produzentenfamilien kämpfen ums Überleben, erzählt er weiter. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Familien das Zuckerrohr-Geschäft aufgegeben, weil es in dieser Region kaum rentabel ist. Vor 10 Jahren noch bestand die Kooperative aus etwa 500 Produzentenfamilien. Viele Kinder der Zuckerbauern wollen die Arbeit ihrer Eltern nicht mehr weiterführen und gehen lieber studieren, weil sie sich so eine bessere Zukunft versprechen.

Zurück in den Geschäftsräumen erklärt mir Jesús Maria Villabobas, der Geschäftsführer, dass der Faire Handel eine große Chance für die Kooperative ist. In den letzten fünf Jahren sind die Verkäufe über den Fairen Handel nach Europa und Nordamerika stark angestiegen. Insbesondere durch die Fairtrade-Prämie kann die Kooperative den Kleinbauern einen besseren Preis für das Zuckerrohr zahlen. So kann die Kooperative aber auch – und das ist allen Tikos (so nennen sich die Einwohner Costa Ricas) sehr wichtig – für die Umwelt einsetzen. So plant die Kooperative, dieses Jahr die Fairtrade-Prämie unter anderem auch für die Verbesserung der eigenen Zuckerfabrik zu verwenden, so dass sie die Luft und den nahe gelegenen Fluss weniger belastet.

Nach einem sehr interessanten Tag bleibt es zu hoffen, dass der Faire Handel für die Kleinbauern der Kooperative COOPECANERA eine Chance darstellt, ihre Situation zu verbessern.

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