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Vom Feld in den Fanshop: Auf den Spuren des Fairtrade-Textilstandards

Geschrieben von Gastbeitrag

Wir waren in Indien, um uns dort auf eine Reise entlang der textilen Wertschöpfungskette zu begeben.

Die Nähmaschinen laufen, von den Ventilatoren kommt eine angenehme kühle Brise, draußen hat es schwüle 30 Grad. Wir sind im südlichen Indien unterwegs, im Bundesstaat Tamil Nadu, wo Fairtrade Deutschland zusammen mit unseren Partnern im Projekt „Vom Feld in den Fanshop“ die textile Lieferkette besucht. Mit dabei: Brands Fashion, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – und die Bundesligavereine FC Union Berlin, Eintracht Frankfurt, FC St. Pauli, Hamburger HSV, VfB Stuttgart, VFL Wolfsburg, Werder Bremen.

Daniela Aichmann, Lisa Vinkeloe und Nina Winkler von Fairtrade Deutschland beim Besuch der Net Zero Factory 2.0 in Tiruppur.

Was bisher geschah

In den vergangenen 3 Jahren des Projekts „Vom Feld in den Fanshop“ konnte viel erreicht werden: 450 Baumwollbäuerinnen und -bauern bei der Kooperative RDFC in Gujarat wurden bei der Umstellung auf biologischen Baumwollanbau unterstützt. Sie erhielten gentechnikfreies Saatgut sowie Trainings zu Anbaumethoden, Bodengesundheit und biologischer Schädlingsbekämpfung. Die Baumwolle, die hier produziert wird, wird im knapp 2000 km entfernten Tiruppur zu Garn und später zu Stoffen weiterverarbeitet, die dann unter fairen und ökologischen Bedingungen gefärbt, bedruckt und schließlich zu Shirts, Hoodies, Schals und anderen Fanartikeln für die Bundesligisten verarbeitet werden. Diese Merchandise-Artikel unterliegen entlang der gesamten Lieferkette strengen Auflagen und externen Kontrollen und tragen das Fairtrade-Siegel für Baumwolle, beziehungsweise den Textilstandard, was dafür sorgt, dass alle Kriterien eingehalten werden.

Schritt für Schritt fair

Hier in Indien sehen wir direkt vor Ort, welchen Unterschied all das für die Menschen und für die Umwelt macht. Wir sehen Näher*innen, die schützende Handschuhe für gefährliche Arbeiten an Maschinen tragen, die eigene Räumlichkeiten für regelmäßige Arbeitspausen zur Verfügung haben, sogar eine Krankenstation, falls jemand sich unwohl fühlt oder medizinische Versorgung benötigt. Die Notausgänge in den Fabriken sind gut sichtbar gekennzeichnet und leicht erreichbar. Bei extra eingerichteten Beschwerdekommittees können sich Arbeiter*innen bei Problemen an geschultes Personal wenden, um Unterstützung zu bekommen. Und: Die Fabriken verpflichten sich dazu, den Mitarbeitenden Schritt für Schritt existenzsichernde Löhne zu bezahlen. All das ist nicht selbstverständlich in Indiens Textilindustrie.

Stark durch Sport

Im Projekt „Vom Feld in den Fanshop“ geht es natürlich auch um Fußball: Kinder erhalten die Gelegenheit, regelmäßig Sport zu machen und lernen in Fußballtrainings ganz nebenbei Teamgeist, Selbstbewusstsein und Konfliktlösungskompetenzen zu stärken. Vor allem Mädchen, die in der indischen Gesellschaft nach wie vor mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind, profitieren von diesen Sporteinheiten.

CO2-neutrales Leuchtturmprojekt

Dazu durften wir bei der Eröffnung der neuen und ersten Net Zero Green Factory Indiens teilnehmen, einer Fairtrade- zertifizierten Näherei von SAGS Apparels. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie die Fabrik auf dem Weg zu einer CO2- neutralen Produktion ist. Verschiedene Maßnahmen zur CO2 Reduktion werden dank Unterstützung und Finanzierung durch die Europäische Union – Switch Asia – umgesetzt.

Sechs Tage Indien bereisen,  die Produktionsorte zu begehen und zu sehen, wo die T-Shirts und Fan-Schals hergestellt werden, die wir in Deutschland tragen, ist beeindruckend. Erst vor Ort wird deutlich, durch wie viele Hände sie gegangen sind, wie viel Arbeit in ihnen steckt.

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