Unterwegs für mehr Klimafairness auf der COP in Dubai

Geschrieben von Gastbeitrag

Als FairActivist auf der 28. UN-Klimakonferenz

1: Das Expo-City Gelände der COP28 in Dubai

Arthur Kießling gehört zu den jungen Engagierten der FairActivists. Im Rahmen des Programms traf der 21-Jährige Politiker*innen, machte auf den Klimawandel im Kaffeeanbau aufmerksam und reiste zur Klimakonferenz COP, um mit Fairtrade-Produzent*innen, Entscheidungsträger*innen und Aktiven zu sprechen. Hier berichtet Arthur über seine Erfahrungen aus Dubai.

In Dubai, wo Tradition und Innovation aufeinandertreffen und Wolkenkratzer sich künstlich aus der Wüste erheben, öffnete sich für mich eine Tür zu einer Welt im Wandel. Als FairActivist und Delegierter für Fairtrade International tauchte ich vom 30.11. bis 07.12.23 eine Woche lang ein in die Stromschnellen der 28. UN-Klimakonferenz, einem Schmelztiegel von Hoffnungen, Ideen und Interessenskonflikten, angetrieben von der dringenden Notwendigkeit zu handeln.

Dieses Abenteuer führte mich weit über die Grenzen meines gewohnten Horizonts hinaus. Ich stand vor der Herausforderung, nicht nur die Forderungen von Fairtrade zu vertreten, sondern auch tiefer in die komplexen Gewässer der globalen Klimapolitik einzutauchen. In den labyrinthartigen Gängen von Expo City, dem Tagungszentrum, in dem die COP stattfand, traf ich auf Menschen aus allen Ecken der Welt – Diplomat*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Entscheidungsträger*innen.

Fairtrade‘s Rolle

Im Rahmen der COP betonte Fairtrade die Wichtigkeit nachhaltiger Praktiken in der Landwirtschaft und Produktion zur Bekämpfung des Klimawandels. Insbesondere die Produzent*innen, die wir bei ihren Präsentationen und Redebeiträgen vor Ort begleitet haben, lieferten unschätzbare Einblicke in ihre Lebensrealitäten und Lösungsansätze zur Unterstützung von Kleinbäuer*innen, welche oft besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Gemeinsam unterstrichen wir die Notwendigkeit, Emissionen innerhalb der Produktionskette zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensbedingungen der Produzent*innen zu verbessern. Denn faire Handelspraktiken kommen nicht nur Menschen direkt zugute, sondern leisten auch einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag zu den globalen Klimazielen.

Was wurde erreicht?

Bereits zu Beginn der Konferenz sagten die Vereinigten Arabischen Emirate zusammen mit Deutschland 200 Millionen Euro für den Ausgleich von Klimaschäden und -verluste in besonders verwundbaren Staaten zu. Damit übernehmen erstmals auch Ölnationen aus dem Nahen Osten neben dem Globalen Norden Verantwortung für ihre verursachten Klimaschäden. Dennoch bleibt eine klaffende Lücke, um Klimafolgen finanziell ausgleichen zu können. Die Zusagen haben Symbolwert, mehr Mittel sind dringend notwendig. Ebenfalls bleibt noch ungeklärt, an wen diese Gelder gehen und wie. Aus Fair-Handels-Sicht ist es besonders wichtig, dass nicht nur Staaten, sondern zivilgesellschaftliche Organisationen wie beispielsweise Produzent*innen-Netzwerke direkt von Mitteln profitieren können. Das trägt dazu bei, dass marginalisierte und verletzliche Bevölkerungsgruppen besser erreicht und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Ebenfalls wurde unter Leitung der EU ein Bündnis von 118 Staaten zur Verdopplung der Energieeffizienz und eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 geschmiedet. Mit der Abkehr von fossilen Energieträgern im Abschlusstext der Konferenz ist unbestreitbar ein Schritt in die richtige Richtung getan – jedoch wäre ein konsequenter Ausstieg notwendig gewesen, um die Pariser Klimaziele erreichbarer zu machen. Ebenfalls wurden erneut technische Lösungen als Ausweg aus der Krise betont. Dieses Verlassen auf bisher nicht existierende Technologien könnte jedoch die Nutzung fossiler Brennstoffe auf unbestimmte Zeit verlängern.

Die Bedeutung der UN-Klimakonferenz

Die UN-Klimakonferenz ist mehr als ein Gipfeltreffen. Sie ist in Zeiten von völkerrechtswidrigen Kriegen und Krisen ein Zeichen für die Sinnhaftigkeit des Multilateralismus und des gemeinsamen Miteinanders. Hätte die Konferenz in einer Ära der Videokonferenzen auch digital und somit klimaneutral stattfinden können? Meiner Meinung nach nicht. Denn inmitten ihrer Vielfalt kamen die spannendsten Ereignisse oftmals spontan zustande. Über eine befreundete Leiterin eines Abgeordnetenbüros konnte ich mit Ursula von der Leyen im Vier-Augen-Gespräch über fairen Handel und Kleinbäuer*innen sprechen, ebenso mit Jens Stoltenberg, dem NATO Generalsekretär. Bei einem Essen mit der deutschen Delegation konnte ich Svenja Schulze, die mir gegenübersaß, Fragen zu ihrer 100-Millionen-Euro Zusage zum Loss and Damage Fund stellen. Mit der ARD sind wir nur in Kontakt gekommen, weil sie Aktivist*innen in den Gängen über ein bestimmtes Thema haben sprechen hören, und die Gespräche mit deutschen Abgeordneten aus dem Auswärtigen Ausschuss fanden ihren Ursprung in einer gemeinsamen Mittagspause. So absurd es klingt – Politik wird oftmals zwischen Tür und Angel gemacht.

Meine Lektionen

Was habe ich gelernt in dieser turbulenten Welt der Klimadiplomatie? Dass der Weg zu einer nachhaltigen Zukunft nicht nur aus technologischen Innovationen besteht, sondern aus einem tiefgreifenden Wandel in unseren Denkmustern und Handlungen. Dass die bloße Anerkennung der Krise nicht bedeutet, dass Menschen auch zu entsprechendem Handeln bereit sind und es leider noch viele Konferenzen und Abschlusspapiere benötigt. Dass die Macht der Einzelnen in der Fähigkeit liegt, Veränderungen zu bewirken – und dass Fairtrade nicht nur ein Etikett auf Produkten ist, sondern eine Brücke zum Globalen Süden, eine vereinte Stimme für sonst unterrepräsentierte Produzent*innen und schlussendlich zu nachhaltigerem Klimaschutz beiträgt.

 

 

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