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Fashion Revolution in Frankfurt: Wer trägt die Verantwortung für eine öko-faire Textilproduktion?

Geschrieben von Juliane Roux

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Es ist die letzte Veranstaltung der Rundreise unserer indischen Gäste Amit Narke und Hasmukh Dhodi. Zum Abschluss der Fashion Revolution Week hat die Fairtrade-Town Frankfurt am Main am 28. April zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Gemeinsam mit Amit und Hasmukh saßen Stadtrat Stefan Majer (Fairtrade-Town Frankfurt/Main), Prof. Dr. Bernd Trocholepczy (Fachbereich Katholische Theologie der Goethe Universität), Henning Siedentopp (Melawear GmbH) und ich – Juliane Roux von TransFair e.V. – auf dem Podium. Mechthild Harting (Frankfurter Allgemeine Zeitung) moderierte die Veranstaltung.

Nachhaltiges Unternehmertum, das überzeugt 

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gaben Amit und Hasmukh mit ihren Präsentationen und Bildern sehr gute Einblicke in ihre Arbeits- und Lebensrealität in Indien. Amit erzählte sehr anschaulich, mit welcher Leidenschaft er die Textilfabrik Purecotz ecolifestyles gegründet hat und heute führt. Seine Inspiration für die Unternehmensgründung waren die aufrichtigen Baumwollbauern in seiner Heimat, die sich für den Anbau von Bio-Baumwolle entschieden. Er wollte die Baumwolle aus der Region zu Textilien weiterverarbeiten, die in die ganze Welt verkauft würden. Mit einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie leitet er heute sein erfolgreich gewachsenes Unternehmen mit 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit Jahren verarbeitet er Fairtrade-Baumwolle in seinen Textilien und ist auch eine der ersten Textilfabriken, die demnächst nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifiziert wird.

Qualifikation der Mitarbeiter „on the job“

Einer seiner Mitarbeiter ist Hasmukh. Mit einer sehr persönlichen Präsentation gab er den Zuhörern Einblick in seine kontinuierliche Entwicklung bei Purecotz von einem einfachen Näher zum Floor-Supervisor. Heute steuert er die Arbeit von 60 Schneiderinnen und Schneidern. Auch privat hat er sich von einem schüchternen Menschen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit entwickelt, erzählte er mit einem souveränen Lächeln auf den Lippen. Er betonte, dass die Reise nach Deutschland etwas ganz Besonderes für ihn sei. Sein ganzes Dorf sei stolz auf ihn und erwarte gespannt seine Rückkehr.

Offener Gesprächskreis in lockerer Atmosphäre 

Nach den Präsentationen haben sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Diskussionskreis zusammengesetzt. Zunächst war Martina Harting ganz interessiert an der nachhaltigen Unternehmensführung von Henning Siedentopp, Gründer und Geschäftsführer von Melawear. Er sprach zufrieden darüber, wie erfolgreich die Produktion und der Handel mit nachhaltigen Textilien laufen und wie begehrt die Melawear-Rucksäcke und Oberbekleidung oder seit neuestem auch Schuhe aus Bio- und Fairtrade-Baumwolle sind. Die Nachfrage nach stylischer, öko-fairer Mode sei da!

Intensiv wurde besprochen, wie Konsumentinnen und Konsumenten dazu bewegt werden können, nachhaltig hergestellte Kleidung einzukaufen. Prof. Trocholepczy brachte die Relevanz von Bildung und Aufklärungsarbeit in Deutschland ein: Nur wenn Schülerinnen und Schüler sowie Studierende das Thema nachhaltige Mode im Lehrplan behandelten, könnten sie sich auch zu bewussten Verbraucherinnen und Verbrauchern entwickeln. Stadtrat Majer hob die wichtige Rolle der Städte und Gemeinden hervor, die mit ihrer öffentlichen Beschaffung fair gehandelter Produkte als Vorbilder voranschreiten sollten. Ich brachte ein, wie wichtig es sei auf EU- und deutscher Politik-Ebene Richtlinien für Produktionsvorgaben ohne Menschenrechtsverletzungen einzuführen.

Mit dem interessierten Publikum entstand ein reger Austausch. Die Teilnehmer meldeten zurück, dass sie vor allem von dem sehr persönlichen Vortrag von Hasmukh berührt waren. Es sei eine tolle Gelegenheit gewesen, einen Textilarbeiter im direkten Gespräch kennenzulernen.

Wir alle tragen die Verantwortung – jeder kann etwas tun

Am Ende waren wir uns einig: Die Ansätze von Fairtrade im Textilbereich sind gut und sollten auch weiter vorangetrieben werden. Nur sei es auch wichtig, dass sowohl die großen Markenunternehmen als auch die Politik sowie die Konsumenten ihr Bewusstsein für eine saubere, menschenfreundliche Produktion und nachhaltige Konsumgüter ändern müssen. Nachhaltig und öko-fair sollte zu einem allgemeingültigen Standard werden und kein Nischenphänomen bleiben.

Amit und Hasmukh bedankten sich für den regen Austausch. Für sie sei es sehr spannend gewesen zu hören, was die Menschen in Deutschland über nachhaltigen Konsum und ihre Arbeit in Indien denken. Mit ihrer Rundreise durch Deutschland konnten die Zwei zu einem konstruktiven Austausch und einem Appell für nachhaltigen Konsum beitragen. Auch wir von TransFair e.V. danken den beiden herzlich für Ihr Kommen und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!

Mehr Infos unter www.fairtrade-deutschland.de/fashionrevolution

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