Lokale Entwicklung neu denken – so der Titel des Bonn Symposiums 2018, organisiert von der Stiftung Entwicklung und Frieden, in den Räumlichkeiten der Deutschen Welle. Rund 90 Menschen aus Kommunen, Bildungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen sind angemeldet und diskutieren über Entwicklungspolitik, Vernetzung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen.

Transdisziplinäre Forschung und junges Engagement für mehr Nachhaltigkeit

Mehr Bottom-Up-Ansätze in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit fordert Namhla Mniki-Mangaliso, Direktorin vom African Monitor aus Kapstadt, gleich zu Beginn der Tagung. Man müsse die Menschen, die etwa vom Klimawandel bedroht sind, in die Entscheidungsprozesse einbinden und ihre Lösungen berücksichtigen. Auch die Transformationsforscherin Prof. Dr. Ulli Vilsmaier von der Fairtrade-University Leuphana in Lüneburg unterstreicht die Bedeutung von transdisziplinärer Forschung und der Kooperation von Wissenschaft, Kommune und Zivilgesellschaft. Die Kommunikation müsse hier allerdings auf Augenhöhe stattfinden – mehr Verständnis für den Arbeitsbereich der jeweils anderen sei unabdingbar. Für die wissenschaftlichen Einrichtungen öffnen sich da nicht nur neue Forschungsbereiche, sie erfüllen zudem auch den Gestaltungsauftrag, der von der internationalen Gemeinschaft seit Jahren an die Wissenschaft herangetragen wird. Durch die Beteiligung der Zivilgesellschaft könne zudem Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden – durch die ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Brille.

Beim Gespräch „Junge Entscheider gefragt“ ruft Dr. Simon Bujanowski, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung Köln-Porz, junge Menschen zu mehr politischem Engagement auf. Andere Teilnehmer*innen weisen dagegen darauf hin, dass Jugendliche zwar weniger in der Politik aktiv sind, sich zivilgesellschaftlich in den letzten Jahren jedoch immer stärker engagieren.

Sind Städte die besseren Staaten…

… fragte der Journalist Alex Rühle vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung. Am zweiten Tag der Tagung zeigt sich, dass zumindest einige Städte in vielen Bereichen der Nachhaltigkeit auch ohne „Unterstützung von oben“ vorangehen. Für Patrick Künkel, Bürgermeister von Eltville am Rhein, seit September 2018 ausgezeichnete Fairtrade-Town, gehören zur Nachhaltigkeit neben Klimaprojekten jedoch auch unbedingt soziale Fragen. Die Stadt möchte sich in Zukunft stärker um öko-faire Beschaffung kümmern.

Andere Bürgermeisterkollegen stimmen zu: Es gäbe grundsätzlich viel Bereitschaft, gerade aus ländlich gelegenen Kommunen, aber auch hier benötige man Unterstützung von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Kooperation sei wichtig und die Kommunen müssten sich vernetzen und sich Gehör verschaffen. Der vorgeschlagene Hashtag #EinfachAufKommunenHören könnte für Social Media zwar etwas zu sperrig sein, die Botschaft kommt jedoch an.

Utopie leben?

Nach der Tagung blicke ich mit neuen Ideen und Erkenntnissen auf die Kampagnen- und Bildungsarbeit von TransFair e.V.: Kooperation auf Augenhöhe durch verschiedene gesellschaftliche Bereiche hindurch, transdisziplinäre Forschung und internationale Netzwerke – diese Hauptforderungen, bei der Tagung noch als Utopie bezeichnet, werden in zahlreichen Fairtrade-Towns, -Schools und -Universities sowie in der weiteren Arbeit von TransFair bereits umgesetzt und von zahlreichen Aktiven für fairen Handel mit Leben gefüllt.