Wir sind immer noch im südindischen Tirupur und dürfen das indische Trainerinnen-Duo Sethu und Rohini bei der Arbeit begleiten. Auf die Schulungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter scheinen sich die zwei sichtlich zu freuen. Hier setzen sie mehr auf Materialien mit Bildern auf Papier und Diskussionsrunden in Gruppenarbeit.

Reine Männerrunde bei der Schulung in der Färberei

Das Einführungstraining in der Färberei für die Arbeiter ist mit 14 Teilnehmern gut besucht. Anfangs wirken die Männer unsicher, kichern und tuscheln hinter vorgehaltener Hand. Sie wissen nicht, was sie erwartet. Zur Einführung sollen sie sich mit ihrem Nachbarn austauschen und sich der Gruppe dann gegenseitig in Zweierpärchen vorstellen. Sethu gibt ihnen die Aufgabe, eine Gemeinsamkeit mit dem Partner herauszufinden. Bei den Präsentation sorgt dieses Element für viel Schmunzeln und Gelächter. Die Stimmung löst sich, die Teilnehmenden scheinen Vertrauen zu fassen – die Grundlage für einen guten Workshop mit reger Beteiligung ist geschaffen.

Sethu hält das Fairtrade-Logo hoch und fragt die Gruppe, wofür das Siegel steht. „Markenamen“, „Qualität“, „Sicherheit im Umgang mit Chemikalien“ und „Bio“ sind die Antworten der Teilnehmer. Sethu erklärt das Wort Fairtrade: „Fair steht für „gerecht“, Trade bedeutet „Handel“.“ Sie erläutert, dass Fairtrade Arbeiterinnen und Arbeiter stärkt, ihnen bessere Arbeitsbedingungen ermöglichen will.

Lebhafter Austausch in Gruppenarbeiten

Um zu vermitteln, was der Textilstandard umfasst und bedeutet, teilen Sethu und Rohini Bilder der einzelnen Verarbeitungsschritte vom Baumwollfeld, Entkörnung, Spinnerei, Weberei, Färberei, Druck, Näherei und Verpacken aus. In Kleingruppenarbeit sollen sie die Bilder in die richtige Reihenfolge bringen und verorten, welche Aufgabe sie in der Lieferkette haben. Die Teilnehmer scheinen Spaß zu haben an der Aufgabe.

Für die letzte Gruppenarbeit werden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe soll aufschreiben, was für ein gutes Arbeitsumfeld notwendig ist. Die zweite Gruppe soll zusammentragen, welche Verantwortung das Management hat, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Die dritte Gruppe soll sammeln, welchen Beitrag die Arbeiter leisten können. Alle drei Gruppen bringen gute Ergebnisse zu Papier. Themen wie gute Bezahlung, Ausbildung der Arbeiter und Sicherheit am Arbeitsplatz scheinen den Workshop-Teilnehmern wichtig zu sein.

Am Ende des Trainings gibt es ein Gruppenfoto und eine Extra-Selfie-Fotosession mit uns Gästen aus Deutschland. Ich bin beeindruckt, wie Sethu und Rohini die Gruppe innerhalb der zwei Stunden Workshop-Zeit dazu gebracht hat, ihnen und auch Fairtrade ihr Vertrauen entgegen zu bringen.

Viele lachende Gesichter und bunte Saris in der Näherei

Der Einführungsworkshop im Konfektionierungsbetrieb von dem Modekollektion „Shirts for Life“ von Brands Fashion hat von Anfang an eine fröhliche Stimmung. Die 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich zusammen aus Schneidern, Näherinnen und Prüferinnen, die fertig gestellte Kleidungsstücke auf Fehler untersuchen.

Als Beobachterin macht mir dieser Workshop besonders viel Spaß. Zwar werden die Workshops in der lokalen Sprache Tamil abgehalten. Jedoch hat die Gruppe eine besondere Energie miteinander, die auch ohne die Sprache zu können verständlich ist. Die Arbeiterinnen und Arbeiter kennen sich, sie necken sich zwischendurch. Das spricht für den Betrieb. Da die Mitarbeiterfluktuation in anderen Betrieben in Tirupur sehr hoch ist, ist es nicht unbedingt üblich, dass es ein eingespieltes Team gibt. Obwohl das Training in einem öffentlichen Durchgang zum Verwaltungsbereich stattfindet und die Chefs hier in Hörweite sitzen, hat niemand Scheu offen zu reden. Frauen und Männer scheinen gleichberechtigt miteinander umzugehen.

Der Ablauf des Workshops ist derselbe wie in der Färberei. In den einzelnen Gruppenarbeiten diskutieren die Teilnehmenen sehr angeregt miteinander. Sie scheinen schon viele über ihre Rechte als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Pflichten der Geschäftsführung für ein angemessenes Arbeitsumfeld zu wissen. Ich bin verzaubert vom Anblick der Frauen in ihren farbenfrohen Saris. Hier einige Impressionen:

Am Folgetag haben wir an zwei weiteren Schulungen teilgenommen: Textilprogramm in Tirupur: Schulungen für Arbeiterkomitees