In meiner ersten Arbeitswoche bei TransFair e.V. ging es direkt los mit einem Highlight. Vergangenen Donnerstag machten wir uns auf den Weg nach Berlin zum Auftakt der Fairen Woche, der größten Aktionswoche zum fairen Handel in Deutschland mit mehr als 2.000 Events bundesweit. Der Schirmherr der Fairen Woche, Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller, eröffnete die Veranstaltung unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima“ feierlich mit über 100 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Gerade zurück von einer Afrika-Reise hatte er die Folgen des Klimawandels noch lebhaft vor Augen. Seine Eindrücke ließen ihn an uns appellieren, dass wir alle – auch die Politik – unserer Verantwortung endlich gerecht werden müssen. Dafür müsse der Umsatz von Fairtrade-Produkten signifikant steigen, die öffentliche Hand als Vorbild vorangehen und vor allem die Jugend mit ins Boot geholt werden. Dass die am stärksten vom Klimawandel Betroffenen nicht die Verursacher, sondern die Menschen im globalen Süden sind, mache das Thema Fairer Handel so wichtig für unsere Gesellschaft.

Dr. Gerd Müller, Enticklungsminister und Schirmherr der Fairen Woche

Die Folgen des Klimawandels sind spürbar

Was Betroffenheit durch die Folgen des Klimawandels konkret für diese Menschen heißt, erklärte Klehber Cruz Zurita, Kleinbauer aus Peru und Vorsitzender des Verwaltungsrats von NORANDINO, in einem kurzen Impulsvortrag. Gemeinsam mit seiner Familie bewirtschaftet er zwei Hektar Land komplett biologisch und baut dort unter anderem Kaffee an. Dabei spüre er die Veränderungen durch den Klimawandel deutlich: Wetterextreme häufen sich, die Ernten werden immer schwerer planbar und neue Schädlinge tauchen auf. In Piura, der Heimatregion von NORANDINO im Norden Perus, komme erschwerend hinzu, dass viele Waldgebiete der landwirtschaftlichen Expansion zum Opfer gefallen sind. Zunehmende Wasserknappheit und starke Bodenerosion würden auch die verbliebenen Wälder in Gefahr bringen und sich negativ auf die Erträge der Bauern auswirken. Die Kleinbauern kämpften dagegen an, indem sie ein eigenes Wiederaufforstungsprojekt ins Leben gerufen haben, um die Folgen des Klimawandels einzuschränken. Das Projekt, das aus der Fairtrade-Prämie finanziert wurde, wäre ohne den fairen Handel nicht möglich gewesen und stärke die Kleinbauern und Gemeinden vor Ort zusätzlich.

Entschlossen und gemeinsam handeln!

Im Anschluss gab es auf dem Podium eine spannende und kontroverse Diskussion zum Thema „Kleinbäuer*innen im Klimastress – was wir für mehr Klimagerechtigkeit tun müssen“. Esmeralda Martinez, Bäuerin und Frauen-Beauftrage bei der Kooperative COSATIN Tierra Nueva in Nicaragua, appellierte an uns, dass alle Anpassungsmaßnahmen im globalen Süden nichts bringen würden, wenn die Industrieländer nicht sofort handelten. Diesen Aufruf bestätigte unser Kollege Martin mit seinem Eindruck, dass es auf der ganzen Welt keine Orte gäbe, wo der Klimawandel nicht zu spüren sei. So würden bereits jetzt viele Klimaprojekte im fairen Handel realisiert. Sein Vorschlag war die steuerliche Begünstigung von nachhaltigen und fair gehandelten Produkten im Norden und der Ausbau der Unterstützungsmaßnahmen im Süden. Dass die Politik stärker in die Pflicht genommen werden müsse, bestätigte auch Philipp Knill, Referatsleiter für Klimapolitik beim BMZ.

Doch was ist mit der Rolle des Lebensmittelhandels, wird dieser seiner Verantwortung ausreichend gerecht? Schließlich ist nur jedes 100. Produkt im Supermarktregal aus fairem Handel. Der Geschäftsführer vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. Christian Mieles entgegnete, dass der Handel sehr bemüht sei, viele Unternehmen den fairen Handel bereits unterstützten und Angebote machen würden. Doch ohne die Verbraucher*innen ginge es nicht, denn sie müssten schließlich aktiv werden und am Ende zu den fairen Produkten greifen.

Dass es mehr als nur Scheinlösungen brauche, erläuterte Jana Gebauer, freie Unternehmensforscherin und Fellow am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Sie plädierte dafür, unsere Art des Wirtschaftens komplett zu überdenken. Es brauche strukturelle Veränderungen, eine komplette Dekarbonisierung der Weltwirtschaft ist aus ihrer Sicht unabdingbar. Denn je mehr wir den Klimawandel mit unserem Lebensstil und politischen Entscheidungen vorantreiben, desto mehr Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sind nötig. Und was dabei alles auf der Strecke bliebe, können wir uns noch gar nicht ausmalen.

Den fairen Handel als einen Ansatz für mehr Klimagerechtigkeit noch mehr in die breite Masse zu tragen, dafür setzte sich unter anderem Manuel Blendin ein, Geschäftsführer des Forums Fairer Handel. Dass es nicht ohne die Beteiligung aller Stakeholder – Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – geht, darüber sind sich die Diskutierenden und auch das Publikum am Ende jedoch einig. Für die globale Herausforderung des Klimawandels ist entschlossenes Handeln notwendig, denn beim Klimaschutz sind wir alle gefordert.

Gemeinsam für ein gutes Klima – Faire Woche bis zum 28. September

Nach diesem gelungenen Auftakt ist es nun an den zahlreichen Aktiven in ganz Deutschland, die mit ihren Veranstaltungen auf das Thema der diesjährigen Fairen Woche aufmerksam machen. Vertreter*innen von Produzentenorganisationen aus Nicaragua, Kolumbien, Peru und Bolivien geben auf ihrer Deutschland-Tour Einblicke in ihre Arbeit und die Wirkung des fairen Handels. Lebensgroße Bananen reisen durch deutsche Städte. Schulen engagieren sich mit dem Carrotmob für eine klimafreundliche Welt. Nur um einige Highlights der mehr als 2.000 Veranstaltungen im Rahmen der Fairen Woche zu nennen. Und am 28. September, dem Banana Fairday, wird der Gewinner unseres Votings – welcher Supermarkt sein Sortiment auf 100% Fairtrade Bananen umstellen soll – auf dem Kölner Heumarkt bekannt gegeben. Es bleibt also spannend!

www.bananafairday.de